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Newsletter 2022/1

                                                                                                       Freinsheim, den 18.03.2022

Liebe Freundinnen und Freunde des Schulhilfswerks,
sehr geehrte Damen und Herren,

 

erlauben Sie uns – für diesen Osterbrief – eine kleine Abweichung von dem, was Sie sonst an Inhalten unserer Briefe gewohnt sind. Es ist eine persönliche Geschichte, die eines unserer Vorstandsmitglieder mit Ihnen teilen möchte. Ulrich Pfaffenberger hat aufgeschrieben, was ihn und das SHA seit 30 Jahren verbindet.

Mein halbes Leben ist inzwischen mit dem Schulhilfswerk verbunden. Kurz vor Ostern 1991, ich war Wirtschaftsredakteur beim „Fränkischen Volksblatt“ in Würzburg, kam Anna Altenhöfer-Mons auf mich zu. Ihr Büro war eine Etage höher bei der „Deutschen Tagespost“. Wir kannten uns schon einige Jahre und so brauchte sie nur wenige Sätze. „UPF (mein Redaktionskürzel), ich möchte gern, dass Sie mein Nachfolger beim Schulhilfswerk werden. Ich gehe in den Ruhestand und dort braucht man jemand wie Sie, der sich dann um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert.“

Ich konnte und wollte Anna Altenhöfer diese Bitte nicht abschlagen. Einige Monate später war ich bei der ersten Sitzung des Vereins dabei, mit Beginn des Jahres 1992 dann auch „im Amt“. Aus der Tagespost-Beilage „Völker im Aufbruch“ war ich mit dem SHA vertraut und fand es gut, wie ein kleines Hilfswerk immer wieder dort einsprang, wo es bei den großen Organisationen keine zuständige Abteilung oder kein Budget gab. Über meinen Chefredakteur Hermann Kober, Mitbegründer des DAHW, hatte ich außerdem schon viel Persönliches über den Wert der oft untereinander abgestimmten SHA-Arbeit erfahren.

 Viel mehr motivierte mich aber etwas anderes: Auf den Wirtschaftsseiten unserer Zeitung jonglierte ich jeden Tag mit Millionen und Milliarden, die die Welt bewegten. Bilanzen, Börsenkurse, Export-Rekorde und dergleichen waren mein beruflicher Alltag. Beim Schulhilfswerk, so hatte ich immer wieder gelesen, konnte man mit ein paar Hundert oder Tausend DM aber ebenfalls „Großes“ bewegen. Man konnte für junge Menschen in Afrika die Weichen für eine selbstbestimmte Zukunft stellen, indem man ihnen den Zugang zu einer soliden Schulausbildung ebnete.

Der Kontrast fasziniert mich bis heute. Unsere Vorstandssitzungen und deren Inhalte gleichen denen von 1992 fast aufs Haar. Hier die Anfragen und Vorschläge aus Afrika, dort die mehr oder weniger gut gefüllte Spendenkasse, mit deren Mitteln wir versuchen, möglichst viele Projekte zu unterstützen, auf möglichst breiter Ebene zu wirken. Die Renovierung eines Daches, in das ein Sturm Lücken gerissen hat. Der Neubau von Klassenzimmern oder Schlafräumen, weil immer mehr Eltern ihre Kinder zu einer Schule schicken, die sich einen guten Ruf erworben hat. Die Beschaffung von Pulten und Bänken, damit die Mädchen und Jungen nicht mehr auf dem Erdboden sitzen müssen. Lehrmittel für Naturwissenschaften da, Nähmaschinen für den Handarbeitsunterricht dort. Eine Latrine, damit wenigstens ein Minimum an Hygiene gewahrt werden kann. Wassertanks, damit die Kinder nicht den halben Schultag damit verbringen müssen, Wasser aus dem Flusstal heranzuschleppen.

Eine erstaunliche Erkenntnis zum Wert und Wandel von Währungen verändert nicht nur meine Perspektive als Journalist, sie ist es wert auch öffentlich geteilt zu werden. Damals, in den 1990er Jahren kostete eine Schulbank in Afrika, unabhängig vom Land, ungefähr 150 DM. Heute kostet sie 75 Euro. Aber nur für uns. Die galoppierende Inflation in vielen Regionen des Kontinents steht einer weitgehenden Währungsstabilität in Deutschland gegenüber. Das Ergebnis: Unsere Hilfe ist noch wertvoller geworden.

Dazu, auch das ist etwas, was mich mit dem Schulhilfswerk eng verbindet, kommt die Tatsache, dass wir ausschließlich ehrenamtlich arbeiten. Nur die Kosten für die Kontoführung, das Porto für unsere Briefe und der Betrieb unserer Website www.schulhilfswerk.de werden aus den Spenden finanziert. Das sind im Durchschnitt der letzten Jahre weniger als 2 Cent pro gespendeten Euro. Alles andere kommt direkt dort an, wo es seine größte Wirkung entfaltet: In den Schulen Afrikas. Als Wirtschaftsjournalist kann ich da nur festhalten: „Ich kenne kein Unternehmen, das mit einer ähnlichen Rendite arbeitet.“

Was mich zu Ihnen bringt, die ebenfalls seit vielen Jahren mit dem Schulhilfswerk verbunden sind und es mit kleinen und großen Spenden unterstützen. Es beeindruckt mich zutiefst, wie Sie stetig und unermüdlich einen Teil dessen, was Sie haben, mit denen teilen, die wenig oder gar nichts haben. Wie Sie sich für die Idee engagieren, jungen Menschen in Afrika mit Bildung zu einem besseren Leben zu verhelfen. Wie Sie dem Vorstand des Schulhilfswerks vertrauen, dass wir verantwortungsbewusst und in Ihrem Sinne mit den Spenden umgehen. Ich sehe und erlebe hier eine Zustimmung, wie sie kein Vorstand einer Aktiengesellschaft so nachdrücklich je erhalten hat. In der Zeitung ist für solche Meldungen leider kein Platz. In den Herzen derer, denen wir in Afrika damit helfen können – sehr wohl. Die Fotos mit begeisterten Kindern vor ihrer neuen Schule oder in den frisch hergerichteten Klassenzimmern, die uns nach Abschluss der Projekte erreichen, sie sprechen Bände.

Irma Gierlich mit Sohn Peter bei einer Vorstandssitzung des SHA in Freinsheim

Es war ebenfalls kurz vor Ostern, im Jahr 1998, als mich Irma Gierlich anrief. Ihr Mann hatte 1963 das Schulhilfswerk gegründet, sie war ihm als Vorsitzende nachgefolgt. Es war eigentlich ein trauriger Anlass. Sie habe nur noch kurze Zeit zu leben, eine schwere Krankheit. Ihr liege aber vor allem eines am Herzen und das wolle sie mir persönlich nahebringen: Dass die Arbeit im Schulhilfswerk gut weitergeht – und dass alle auch künftig diese einzigartige Aufgabe fortsetzen. Selten ist mir ein Versprechen leichter gefallen.

Ihnen alle, liebe Förderinnen und Förderer, danken wir ganz in diesem Sinne für Ihre unermüdliche Verbundenheit – auch und gerade in schweren Zeiten. Wir sagen Ihnen ein herzliches „Vergelt’s Gott“ für Ihre Hilfe und wünschen Ihnen von Herzen eine frohe Osterzeit!

Mit herzlichen Grüßen,

Anne Gierlich
1. Vorsitzende