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Newsletter 2022/2

                                                                                         Freinsheim, den 16.07.2022

Liebe Freundinnen und Freunde des Schulhilfswerks,
sehr geehrte Damen und Herren,

 

es ist kein gutes Jahr, um den Dingen ihren Lauf zu lassen oder um abzuwarten, dass sich die Welt von selbst wieder einrenkt. Ganz ehrlich: Haben Sie in jüngster Zeit nicht ab und zu einmal gedacht, „Wenn man daran nur eher gedacht hätte“? Die Briefe und E-Mails, die wir aus Afrika erhalten, erinnern uns daran, dass gut beraten ist, wer in der Krise nicht stillsteht, sondern das Möglichste tut, damit es in der Zukunft halbwegs akzeptabel weitergehen kann – und dass auch jene unschuldigen Generationen von Heranwachsenden etwas in der Hand haben, Bildung, um mit den Widrigkeiten des Lebens so umzugehen, dass sie nicht wehrlos sind.

Noch beeindruckender sind die Zuversicht und das Gottvertrauen jener, die in Afrika für ihre Schulen und die Menschen darin eine große Verantwortung übernehmen. So berichtet uns Pater Jean Paul Wala, den wir seit vielen Jahren kennen und in seiner Arbeit unterstützen, aus der Republik Kongo von einer Katastrophe, die die École Primaire in Kikondji/Miheta hart getroffen hat: Nach einem heftigen Sturm und schwerem Regen stürzten Bäume auf die Schul- und Schlafgebäude und zerstörten diese. Noch schlimmer: Zwei Kinder starben in den Trümmern des Schlafsaals, der damals mit Mitteln des SHA errichtet worden war.

„Wir haben mit unseren kleinen, begrenzten Mitteln versucht, die Mauer und diese Ecke des Daches, die zerstört worden waren, zu reparieren, damit die Kinder drinnen untergebracht und beherbergt werden konnten“, schreibt Pater Jean Paul. „Aber die beiden zerstörten Gebäude sind in diesen Tagen noch nicht repariert worden und die Kinder werden unter sehr schlechten Bedingungen unterrichtet. Wir hoffen, dass unser Hilfeschrei für unsere Kinder bei Wohltätern Gehör findet und wohlwollend aufgenommen wird, damit wir die Gebäude so schnell wie möglich wieder instandsetzen und die Bedingungen für den Schulbesuch und die Ausbildung der Kinder verbessern können.“

28.500 Euro werden dafür benötigt. Der Vorstand des Schulhilfswerks hat in seiner jüngsten Sitzung eine Soforthilfe auf den Weg gebracht – und bittet nun Sie, sich ebenfalls für diese wichtige Aufgabe zu engagieren, damit die begonnenen Arbeiten zu einem glücklichen Ende kommen.

In fast der gleichen Größenordnung bewegt sich ein Projekt, von dem uns aus Uganda berichtet wird. Allerdings geht es beim Girls` Dormitorium für die St. Martin de Porres Primary School im Onjuku Village, Diözese Nebbi, um einen Neubau. Rev. Bro. Samuel Hakim Alberto schildert uns eine Situation, wie sie uns in den 59 Jahren SHA-Geschichte immer wieder begegnet ist: Das Angebot regelmäßigen Schulunterrichts wirkt schnell über den jeweiligen Standort hinaus. Auch Eltern aus dem Umland wollen ihren Kindern diese Chance eröffnen. Anders als bei uns bedeutet das: ein weiter, mitunter gefährlicher Fußweg von bis zu drei Stunden täglich für die Kinder.

Dazu kommt, dass in den ärmlichen Landstrichen im Norden Ugandas – noch immer sind die Spuren von Diktatur und Bürgerkrieg zu sehen – die Lernbedingungen in Schulen und Internaten (seien sie auch noch so schlicht) um ein Vielfaches besser sind als zuhause. Allein schon wegen des fehlenden elektrischen Lichts, aber mehr noch, weil die Kinder, wenn sie schon mal da sind, auch zur Arbeit herangezogen werden.

Vor allem Mädchen werden fast immer damit beauftragt, für die Familie Trinkwasser heranzuschaffen, „sie kommen nicht dazu, ein Buch auch nur aufzuschlagen“, schreibt Bruder Samuel Hakim Alberto. Mit einem eigenen Dormitorium für Mädchen unterbreitet die Schule armen Familien aber ein unwiderstehliches Angebot: Damit bekommt das Lernen eine dauerhafte Perspektive.

„Wenn Mädchen etwas lernen können, weist ihnen das den Weg aus der Armut“, macht der Schulleiter deutlich. „Sie haben eine Chance, einen Arbeitsplatz zu bekommen und besser zu verdienen als ihre Eltern. Im nächsten Schritt werden sie dann Familien gründen und ihren Kindern, aus eigener Erfahrung, den Zugang zu Bildung ermöglichen.“ Das verhelfe auf Dauer der ganzen Region zu einem besseren Leben. Gerade weil das SHA in der Vergangenheit genau diese Tatsache immer wieder bestätigt gesehen hat, wollen wir dieses Projekt mit Ihrer Hilfe unterstützen.

Das dritte Anliegen, das wir Ihnen diesmal vorstellen wollen, kommt aus Kenia. Paul Barasa, Direktor der Africa Hope Academy in Mucharage, möchte dort zwei neue Klassenräume bauen. Sie sollen den Kindern einer besonders armen Region zugutekommen, von denen viele Waisen oder Halbwaisen sind, seit Aufruhr und Kämpfe den Landstrich verheerten. Detailgenau listet er auf, was zum Beispiel die 80 Säcke Zement kosten, die er dafür braucht: 64.000 Kenia-Shilling. Was sich auf den ersten Blick horrend liest, aber – für uns – seinen Schrecken verliert, wenn man bedenkt, dass ein Shilling weniger als einen Cent wert ist. Weshalb für 28 Tonnen Sand „nur“ bescheidene 896 Euro fällig werden.

In Kenia mit seiner geringen Kaufkraft und wirtschaftlich angeschlagenen Gesellschaft sind dies immense Summen. Zumal, wie Paul Barasa uns berichtet, der Staat auch noch massiv Steuern aufschlägt. Insgesamt sind es dann gut 16.600 Euro Unterstützung, um die uns der Schulleiter bittet.

Jene unter Ihnen, die schon länger mit der Arbeit des SHA vertraut sind, sehen die Chance, die in den genannten Beträgen steckt: Das Währungsgefälle zwischen Deutschland und den meisten Ländern in Afrika, erlaubt es uns, selbst mit relativ geringen Beträgen etwas Großes anzustoßen. Bei der Africa Hope Academy können wir echte Starthilfe leisten, denn mit unserer Zusage fällt es dem Schulleiter leichter, die Anerkennung des Unterrichts und der Abschlüsse durch den Staat zu erhalten. Mehr aber noch wollen wir einem Lehrer beistehen, dem sein Bischof Japheth Simiyu „ein großes Herz für die Schwachen und Verletzlichen“ zuschreibt.

Jenseits all der Dinge, über die wir uns in unserem Leben Sorgen und Gedanken machen, zeigen diese drei Beispiele, wie jenseits des Horizonts beachtliche Entwicklungen vor sich gehen. Sie zeigen auch: Überall dort, wo die großen Engagements der Entwicklungshilfe oder Hilfsorganisationen nicht ankommen (können), braucht es die Arbeit unseres Schulhilfswerks um so mehr – und das unermüdliche Engagement von Ihnen erst recht. Dafür danken wir Ihnen einmal mehr von Herzen mit einem aufrichtigen „Vergelt‘s Gott!“

Wir wünschen Ihnen Gesundheit und Freude, einen fröhlichen Sommer und Momente der Ruhe und inneren Kraft zur Stärkung gegen die Mühen und Ärgernisse dieser Tage.

Mit herzlichen Grüßen,

Anne Gierlich

1. Vorsitzende